Episode #31: Die ungewöhnliche Art, mehr aus deinem Tag zu machen

Übersetzung des Interviews mit Stewart Rogers – Journalist, Speaker und Digitaler Nomade
Stewart Rogers lebt überall und nirgendwo. Alles, was er besitzt, hat in einem 40-Liter-Rucksack Platz. Und bevor Corona losgegangen ist, ist Stewart im Schnitt alle fünf Tage in ein anderes Land gereist. Für seine Vorträge auf Tech-Konferenzen und Business-Festivals ist der Journalist auf der ganzen Welt bekannt. Für seinen außergewöhnlichen Lebensstil ebenso. Und darüber erzählt er uns heute ein wenig mehr und hat ein paar richtig gute Tipps im Gepäck, wie du mehr aus deinem Tag machen kannst – mehr Kreativität, mehr Produktivität, mehr Freude und Erfüllung.

Im Gespräch mit Stewart Rogers erfährst du:

  • mehr über seinen außergewöhnlichen Lebensstil (fast) ohne materiellen Besitz
  • wie Stewart es schafft, dass sein Arbeitstag nicht mehr als drei Stunden hat
  • wieso du nach jeder erledigten Aufgabe spielen gehen solltest
  • welche Tools er einsetzt, um seine Prioritäten richtig zu setzen
  • warum ohne Meditation bei ihm gar nichts ginge
  • warum unsere herkömmlichen Arbeitsmodelle gegen die menschliche Natur sind
  • was du tun kannst, um mehr Leichtigkeit und Freude in deine Arbeit zu bringen
Das Interview mit Stewart ist auf englisch. Ich möchte dieses Gespräch aber gerne jeder und jedem ermöglichen – auch, wenn dein Englisch nicht so gut ist. Daher findest du hier die Übersetzung des Interviews.

 

Die originale Podcast-Episode kannst du hier anhören.

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JAKOB: Wir haben uns gestern kennengelernt hier in Riga auf dem DFF bei deinem Talk. Und du hast darüber gesprochen: „Die ungewöhnliche Art, deinen Arbeitstag zu optimieren“. Und darüber würde ich gerne mit dir sprechen. Aber lass uns mal mit dir starten und deiner Geschichte, denn die finde ich auch sehr faszinierend. Lass uns beginnen damit, wo du wohnst?

STEWART: Das ist eine gute Frage. Ich lebe tatsächlich nirgendwo. Ich habe kein Haus, mein komplettes Leben findet in einem 40l Rucksack Platz. Und ich bewege mich über den ganzen Globus, von einem Land zum nächsten im Durchschnitt alle 5 Tage. Manchmal bin ich 7 Tage an einem Ort, manchmal 2. Also normalerweise fliege ich 80 bis 100 Mal pro Jahr, dazu kommen viele Zugfahrten, ungefähr 180.000 Miles. Und ich reise zwischen Nordamerika, Europa, dem nahen Osten, Südafrika, Südamerika. Ich habe jede Menge zu tun in all diesen Ländern.

Was tust du? 80-100 Flüge, all diese Länder, all diese Kontinente…

Zwei Gründe, warum ich dorthin reise. Erstens, weil jemand möchte, dass ich zu seinem Event komme, und dort einen Vortrag halte. Zweitens, ich reise dorthin, wo meine Freunde sind. Denn für mich geht’s nicht so sehr um die Orte, als um die Menschen an diesen Orten.

Du sprichst also auf Events, du bist auch ein Journalist?

Ja, solange ich eine stabile Internetverbindung habe, kann ich alles tun, was ich derzeit tue. Ich bin Journalist, Vortragender, ich halte Webinare und solche Dinge. Und, ich habe 5 Start-Ups, um die ich mich parallel kümmere. Ich schreibe gerade an drei Büchern. Ich bin auch Musiker und Singer und schreibe meine eigenen Songs und nehme gerade ein Album auf. Ich mache jede Menge coole Sachen. Noch eine Sache für meine Liste: ich fotografiere leidenschaftlich gerne, mein Vater hat viele Wettbewerbe gewonnen. Und ich habe Fotos gemacht, seit ich ein Kind war. Ich habe damit aufgehört für eine Weile, und jetzt habe ich wieder damit begonnen. Also zusätzliche Einkommensmöglichkeit.

Wie kam es, dass du dich für diese sehr ungewöhnliche Art des Lebens entschieden hast? Als digitaler Nomade, wie geht’s dir damit?

Zu allererst: es ist toll! Und der Grund, warum es so toll ist, ist, weil ich dabei ganz ich selbst bin. Ich lebte ein sehr, sehr gewöhnliches Leben. Es war schon fast lächerlich, wie sehr ich mich angepasst habe an so ziemlich jeden sozialen Standard. Ich hatte ein Haus mit drei Schlafzimmern, eine Frau, ein großes Auto, eine Katze, einen großen Garten. Alles, was du normalerweise haben solltest. Und natürlich, du musst Schritt halten mit allen anderen. Also hast du auch einen Elektro-Rasenmäher, aber wenn der Nachbar einen Benzin-Rasenmäher hat, dann brauchst du auch einen. Weil sein Mäher dann besser ist als deiner und das war so unglaublich lächerlich. Dieser ganze Konsum, ich kaufte so viele Sachen, von denen ich glaubte, dass sie mich glücklich machen. Ich war sehr begeistert von Computerspielen, ich habe schon sehr früh begonnen, selbst welche zu entwickeln. Und war in dieser Industrie für eine lange Zeit. Ich würde nicht einfach eine Playstation kaufen, ich würde die Special Edition kaufen mit der Extra-Statue und dafür hunderte von Dollar ausgeben.

Du warst ein echter Nerd …

Ja, absolut. Und dann passierte der große Shift, als mein Vater an Krebs erkrankte. Und ich konnte damit nur sehr schwer umgehen. Das war, als würde jemand einen Spiegel vor mich halten und ich musste meiner eigenen Sterblichkeit ins Gesicht blicken. Und wie viele Menschen in so einer Situation, hatte ich einige Nervenzusammenbrüche. Es war wirklich nicht schön. Ich habe verschiedene Therapien ausprobiert, keine hat wirklich geholfen. Das heißt nicht, dass ich Therapeuten nicht mag. Ich finde, solche Therapien sind sehr wichtig. Ich glaube, dass die Art und Weise, wie wir miteinander sprechen über Therapie, ist sehr negativ und giftig. Wenn ein Freund von dir sagt, er habe einen Personal Trainer, dann würdest du sagen, hey, das ist großartig. Ist er gut? Kannst du ihn mir empfehlen? Und wenn ein Freund sagt, hey, ich habe einen Therapeuten. Dann fragst du: Warum? Was stimmt nicht mit dir? Und ich finde, wir sollten die gleichen Gespräche führen über Therapeuten wie über Personal Trainer. In meinem Fall hat’s nicht geholfen, aber ich habe jemanden getroffen, der unglaublich war. Das war so eine Sofort-Beste-Freunde-Situation. Ihr Name war Gaia Dempsey, Co-Founder von einer Augmented Reality Company. Und inmitten meines Chaos hat sie gesagt: Hast du mal Meditation ausprobiert? Und ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Also hat sie mir was beigebracht. Und als wir uns trennten, blieben wir in Kontakt und sie motivierte mich, weiterzumachen. Wir hatten jede Menge gemeinsam und das war eine Lebenslinie für mich, das zog mich aus der dunkelsten Zeit meines Lebens. Da interessierte etwas INteressantes: es stellte sich heraus, dass, wenn du täglich meditierst, dass das deine Neuronen im Gehirn komplett neu programmiert. Deine Neurologie verändert sich. Das wurde heute auch am Digital Freedom Festival erwähnt, ein Speaker sprach darüber, es langsamer anzugehen im Leben und er sprach auch über Meditation. Tägliche Meditation erhöht deine Gehirnkapazität, um mit Herausforderungen umzugehen, deinen IQ hoch zu halten, hilft dir, mit Stress umzugehen. Es hat mein Immunsystem komplett repariert. Ich war in den letzten 4 Jahren vielleicht 6 Tage krank. Und mit „krank“ meine ich eine leichte Erkältung, die vielleicht 24 Stunden lang dauert.

Das führst du nur auf die meditation zurück?

Ja, ich glaube auch, dass mein Immunsystem stärker ist, weil ich an viele verschiedene Orte reise und damit vielen Bakterien etc. ausgesetzt bin. Aber den überwiegenden Großteil meiner Wellness führe ich auf Meditation zurück. Denn Meditation bringt dich in einen stressfreien Raum. Und dort produzierst du nicht mehr zuviel Adrenalin, was oft unter Start-Up-Gründern, Verkäufern und Marketern gefunden wird, Menschen, die einfach immer nur Gas geben und nach dieser Mentalität des permanenten Schuftens und Wachsens leben. Wenn du Adrenalin überproduzierst, dann überproduziert du Cortisol und das schlägt auf dein Immunsystem.

Was sehr weit verbreitet ist in unseren Kulturen …

Absolut. Ich habe damit keine Probleme mehr. Ich hatte sie in der Vergangenheit, aber jetzt nicht mehr. Das war die kurze Geschichte, wie ich aus dieser krassen Lebenssituation damals herauskam. Wo es mir noch geholfen hat, war, dass ich feststellte, was für ein unglaubliches Geschenk das Leben ist. Überleg mal, die Chancen, dass du du bist, genau hier, sind 1:420 Trillion. Statistisch gesehen also solltest du gar nicht existieren. Die Chancen, dass du überhaupt existiert sind so gering, dass es fast unmöglich ist. Und trotzdem bist du hier. Dieses Leben ist nicht sehr lang. Also im Vergleich zu allem Leben, das je existiert hat, ist dein Leben so lange wie ein Schnipp mit dem Finger. Also warum würdest du nicht jede Minute so leben, als wäre es deine letzte? Das alles brachte mich dazu, mich selbst sehr genau zu betrachten und anstatt ein sozial konformes Leben zu führen, herauszufinden, wer ich denn wirklich bin. Das bedeutet, auch die schwierigen Entscheidungen zu treffen in meinem Leben in Bezug auf jene Dinge, die einfach nicht funktionierten in meinem Leben. Und es verändern. Und ich habe es verändern, sodass ich ein Leben kreieren konnte, das für mich stimmig war. Das bedeutete, eine lange Beziehung zu beenden, mein haus und meine Besitztümer wegzugeben, an wohltätige Organisationen zu spenden, meinen Koffer zu packen und abzuhauen, weit weg. Ich habe mal meinen Koffer verloren für 45 Tage. Weil ich ein Leben des non-attachments führe, war es mir auch egal, dass der Koffer weg war. Als ich den Koffer zurück bekam, verschenkte ich ihn mitsamt dem Inhalt und jetzt habe ich nur noch einen Rucksack.

Ich finde das alles sehr interessant und bei ein paar Aspekten möchte ich gerne ein wenig tiefer gehen. Du hast gesagt, du musstest erst herausfinden, wer du wirklich warst. Wie beginnst du so eine Reise?

Dazu braucht es eine Menge Innenschau. Etwas, das wir vergessen zu tun, ist unsere Kindheit noch einmal zu leben. Wenn wir groß werden, wird uns beigebracht, unsere kindische Seite abzulegen.

Ja, sei nicht so kindisch …

Genau, du wirst erwachsen und du musst dich gefälligst mit dem Erwachsenenkram auseinandersetzen. Das ist der schlechteste Ratschlag, den es gibt. Was ich tat, war, ich blickte zurück und fragte mich, was tat ich als Kind so richtig, richtig gerne. Ich ging den ganzen Weg zurück und blickte auf die verschiedenen Stellen meines Lebens und fragte mich, was trieb mich wirklich an, als ich aufwuchs? Und dieser Prozess hilft dir dabei, herauszufinden, was deine potentielle Aufgabe im Leben ist. Und ich hatte eine Menge interessanter und transformativer Momente als ein Kind, wie wir alle. Wer wir am Ende sind, hängt großteils von unseren ersten Jahren im Leben ab. Von einem mentalen Standpunkt ausgesehen, lernen wir die Hälfte aller Dinge, die wir jemals brauchen, bis zum Alter von zwei Jahren. Und ich rede nicht über Wissen, sondern über gehen, atmen, all diese Dinge, die wir lernen müssen, damit wir überleben. Dann, die darauf folgenden Jahre sind extrem prägend. Was auch immer dir passiert im Leben, verändert dich als Person. Ich zum Beispiel wurde gehänselt und verarscht in der Schule, das war extrem. Normalerweise, weil ich der smarte Junge war. Ich hätte alle möglichen Wege einschlagen können, ich hätte selbst einer werden können, der andere heruntermacht. Weil dieses Beispiel habe ich erlebt. Oder ich hätte mich in eine dunkle Ecke verziehen können, an Depression leiden oder Ängstlichkeit. Ich nahm es und entwickelte daraus ein gewisses Einfühlungsvermögen für andere und ich wollte das Gegenteil von dem tun, was ich erfahren habe. Und begann, anderen zu helfen. Das hat mich auf einen gewissen Pfad geführt, auf dem ich versuchte, so mitfühlend und hilfsbereit zu sein wie möglich. Das ist mir natürlich nicht immer gelungen. Es gab auch Zeiten, da war ich ein richtiges Arschloch. Aber auch daraus lernte ich etwas. Und das führte mich zu meiner Lebensaufgabe. Die ist sehr klar: „positive generational effect“. Ich möchte Dinge erschaffen, ohne irgendein Ego dranzuhängen, also es ist mir völlig egal, ob sich irgendjemand an meinen Namen erinnert. Das ist sehr wichtig. Aber ich möchte Dinge erschaffen, die die Welt für die kommende Generation besser machen. Idealerweise die nächsten sieben Generationen. Ein altes Indianervolk war der Meinung, wenn du etwas erschaffst, das für 7 Generationen hält, dann hält es für immer. Das tue ich und ich tue es durch all die Dinge, die ich gerne mache. Dieser positive Effekt auf die nachfolgenden Genrationen ist an der Spitze meiner Pyramide. Und gleich darunter ist die Message, die ich rüberbringen möchte und die Kunst, mit der ich es tun möchte. Also wenn ich auf der Bühne stehe und spreche, dann ist das die Kunst, durch die ich meine Botschaft ausspreche. Wenn ich einen Song schreibe, dann ist das die Kunst. Wenn ich eine App oder eine Website kreiere, dann ist das die Kunst, die wiederum diese Message rüberbringt. Das alles ist designed, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Was ist die Message?

Das hängt davon ab, von welchem Projekt wir sprechen. Zum Beispiel, eines meiner Start-Ups hilft großen Konferenzen dabei, ihre zero-waste Ziele zu erreichen. Und carbon-neutral. Da gibt es natürlich große Herausforderungen, Konferenzen geben nicht gerne Geld aus. Sie geben lieber weniger Geld für non-eco-Lösungen aus. Digital Freedom Festival macht hier einen Super-Job.

Lass uns mehr über deine Kunst des Public Speakings sprechen, für die du ja weltweit bekannt bist. So lernten auch wir beide uns gestern kennen und du hast meine Aufmerksamkeit erregt mit deinem Talk über ungewöhnliche Arten, deinen Arbeitsalltag zu optimieren. Was sind diese ungewöhnlichen Arten? Oder vielleicht beginnen wir mit der Frage, warum das aktuelle System 8 Stunden Arbeit – 8 Stunden Schlaf – 8 Stunden Freizeit nicht gesund ist?

Die 8-8-8-Regel gilt immer noch auf der ganzen Welt. In der Tech-Industrie überhaupt nicht. Die bringt sich selber um, denn die Menschen arbeiten viel zu hart. 14 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Das ist nicht nachhaltig. Das selbe in der PR-Industrie. Das führt leider zu Burnouts, Missbrauch verschiedener Substanzen, Selbstmord, all diese Sachen. Die Art, wie Tech-Industrie, PR, Unterhaltung arbeiten, ist völlig ungesund in jeder Hinsicht. Und das müssen wir verändern. Mein bekanntester Vortrag heißt „Mentale Gesundheit in der Tech-Industrie“. Ich spreche darüber, warum es so ein Problem ist und was wir verändern müssen. Mein Talk „Die ungewöhnliche Art, deinen Arbeitstag zu optimieren“ ist damit eng verknüpft. Denn wenn wir smarter arbeiten können, haben wir eine bessere mentale Gesundheit und dann haben wir bessere körperliche Gesundheit. Alles hängt zusammen. Das erste Ding: ja, du hast Dinge, die du jeden Tag erledigen musst. Also, den Abend davor, schreibst du eine Liste mit all den Dingen, um die du dich am nächsten Tag kümmern musst. Das, wo die Menschen verwirrt sind, ist die richtige Priorisierung. Du kannst die Liste nicht in der Reihenfolge abarbeiten, in der du sie in deinen Gedanken erstellt hast. Das ist keine smarte Art zu arbeiten. Klug ist, zu verstehen, was ist wichtig und was ist dringend. In der heutigen Zeit klingeln die Smartphones die ganze Zeit. Alles ist dringend. Wir sind an einem Punkt, wo wir Dringlichkeit mit Wichtigkeit verwechseln. Das ist aber nicht das gleiche. Das wichtige ist, was dir erlaubt, dieses oder jenes Projekt zu beenden. Oder, was erlaubt es mir, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Was auch immer für dich wichtig ist, du musst sorgfältig darüber nachdenken und dann sagen: DAS ist wichtig.

Aber das setzt doch voraus, dass ich mich selbst bereits so gut kenne, dass ich weiß, was wichtig ist und was nicht?

Ja, du musst tief graben und sagen, DAS ist es, was wichtig ist. Wenn du Unternehmer bist, dann ist Profit wichtig für dich. Also was erhöht den Umsatz und senkt die Kosten? Die Wirklichkeit ist, du kannst immer 100% mehr Umsatz machen – also geh einfach mal davon aus, dass es möglich ist! Also finde heraus, was wichtig ist für dich, schreib deine Liste und dann schreib auf, was ist wichtig vs. was ist dringend. Da sind vier Quadrate. 1) Wichtig und Dringend (das ist das WICHTIGSTE). 2) wichtig und nicht dringend (das zweitwichtigste). 3) da ist dringend und nicht wichtig und dann 4) nicht dringend und nicht wichtig. Die letzte Kategorie sollte gar nicht erst auf deiner Liste stehen.

Also niemals etwas tun, was weder wichtig oder dringend ist? Was ist mit Spaß?

Darüber sprechen wir gleich. Denn das ist super wichtig. Aber wenn es um deine Arbeitstasks geht, dann reihe sie in diesen vier Quadraten auf. Was ich dann tue, ich schätze ungefähr, wielange jede Aufgabe dauern wird und dann gebe ich dieser Aufgabe eine T-Shirt-Größe. XL ist der längste Task, dann L, M, S. Dann reihe ich die Liste erneut. Wichtig und dringend XL ist die allererste Aufgabe und dann die kürzeste. Dann gehe ich zum zweiten Quadrat, zuerst die längste, dann die kürzeste Aufgabe.

Wie lange ist lang für dich?

XL ist eine Stunde. Das ist eine lange Aufgabe für mich.

Was, wenn es länger dauert?

Das kann passieren, aber ich muss zunächst einmal schätzen.

Macht es Sinn, Aufgaben zu teilen, wenn sie länger dauern als eine Stunde?

Ja. Eine Aufgabe, die drei Stunden dauert, ist vermutlich nicht nur eine Aufgabe, sondern mehrere. Und sie hängen vermutlich voneinander ab, also finde heraus, was die kleinen Schritte sind, die du tun kannst, um das ganze Ding fertig zu kriegen. Dann gehe ich schlafen. Und wenn ich am nächsten Tag aufwache, meditiere ich als erstes. Und dann mache ich mein Bett. Denn das ist eine sehr kleine Aufgabe, die du tun kannst, um dir selbst dieses sofortige Gefühl eines Erfolges zu geben.

Wie meditierst du? Wielange?

Ich schaue da nicht mehr nach. Als ich begann, verwendete ich Apps dazu. Aber jetzt will ich das nicht mehr messen. Ich meditiere einfach, bis ich das Gefühl habe, dass ich fertig bin. Irgendwas zwischen 15 Minuten und einer Stunde, das hängt vom Tag ab. Als nächstes, Frühstück. Und dann geht die Arbeit los. Und dann geht es los mit der wichtigsten, dringendsten und längsten (XL) Aufgabe. Die mache ich als allererstes.

Warum?

Weil, wenn du diese wichtigste, dringendste und größte Aufgabe des Tages fertig hast und du machst ein Häkchen auf deiner Liste, gleich zu Beginn des Tages, das gibt dir so ein Riesen-Erfolgsgefühl, dass der restliche Tag schon fast nicht mehr schief gehen kann. Das ist sehr, sehr powervoll!

Üblicherweise schiebt man genau diese Aufgabe vor sich her und erledigt all die kleinen Dinge zuerst, sodass man sich dann ganz auf die große Aufgabe konzentrieren kann.

Ja. Die Art, wie Menschen arbeiten, ist, sie sitzen für Stunden vor ihrem Computer. Und tun die ganzen kleinen Dinge zuerst. Zunächst ist das vielleicht gar nicht wichtig. Es bringt dich einfach nicht weiter, nicht näher zu dem, w as wirklich wichtig ist für dich. Und dann wird dein Gehirn immer schwächer, je länger du so arbeitest. Also wenn du diese große Aufgabe gleich in der Früh tust, nachdem du meditiert hast, wenn du munter bist und gut gefrühstückt hast, dann ist dein Gehirn am besten Platz, um diese große Aufgabe gut zu erfüllen.

Was noch?

Die andere Sache, die viele nicht berücksichtigen, ist Single-Tasking. Das menschliche Gehirn wurde nicht für Multi-Tasking gebaut, das ist vielfach bewiesen. Die Gehirnkapazität verringert sich jedes Mal, wenn man zwischen Aufgaben wechselt. Jedes Mal muss sich das Gehirn regenerieren und sich auf die neue Aufgabe neu einstellen und das dauert zwischen wenigen Minuten bis zu dreißig Minuten oder mehr. Wenn du dich nur auf eine Aufgabe konzentrierst, dann eine Pause machst, und dann eine andere Aufgabe erledigst, dann ist die Aufwärmzeit minimal, du kannst direkt damit anfangen. Die Meditation wird dich in einen so achtsamen Zustand bringen, wenn du sie lange genug praktizierst, dass du dich 100% auf eine Aufgabe konzentrieren kannst. Die Kombination aus 100%-Laser-Fokus auf die Aufgabe, die vor dir liegt plus Single-Tasking bringt dich in einen unheimlich optimierten und produktiven Zustand. Und das Resultat ist: anstatt vier Tasks, die du zur gleichen Zeit tust und damit Energie verschwendest, die dein Gehirn braucht, um vier Aufgaben gleichzeitig abzuarbeiten, wo du den ganzen Tag mit diesen vier Dingen verbringst, arbeitest du eine Aufgabe nach der anderen ab, bist um 17:00 Uhr fertig und kannst den restlichen Tag genießen. Das ist sehr kraftvoll. Du kannst plötzlich Aufgaben, von denen du denkst, dass sie 10 Stunden dauern, in wenigen Stunden erledigen, wenn du dich nur auf eine Aufgabe konzentrierst. Und nicht nur das, es wurde gezeigt, dass Multitasking schädlich ist für unser Gehirn. Und ich bin mir sehr sicher, dass die meisten Menschen das nicht freiwillig tun würden.

Ich denke, du hast diese Kunst ganz gut gemeistert. Du hast erwähnt, dass deine Arbeitstage zwischen zwei und vier Stunden dauern. Wie sieht dein Arbeitstag aus? Du hast so viele Dinge, die du tust, aber du brauchst trotzdem nur so kurz.

Ja, ungefähr drei Stunden pro Tag arbeite ich. Und diese drei Stunden sind auf den ganzen Tag verteilt. Denn ich spiele gerne zwischen meinen Arbeitssessions.

Ist das ein anderer Tipp?

Oh ja. Der Play-Faktor ist sehr, sehr wichtig. Es spielt keine Rolle, was es ist. Es kann dein Lieblings-Spiel am Smartphone sein. Es könnte sein, im Ozean schwimmen zu gehen. Wenn ich in Santa Monica bin, mache ich das, dann fahre ich mit dem Rad nach Venice, sitze in meinem Lieblings-Café.

Könnte alles sein? Ein Musikinstrument spielen, ein Gespräch führen …

Ja, was auch immer dir Freude macht. Ein Buch lesen, Fiction, nicht Business, hab einfach Spaß. Tu die kindischen Dinge. Schaukle auf einer Schaukel, rutsche eine Rutsche hinunter. Was auch immer es ist, tu einfach, was dir Spaß macht. Was sehr interessant ist über die Art, wie unser Gehirn funktioniert: du hast deine Taskliste runtergeschrieben und weißt, was du zu tun hast. Dein Gehirn weiß, was zu tun ist. Wenn du spielst, dann plant dein Gehirn unterbewusst das nächste Stück deiner Arbeit. Also wenn du dich dann wieder an die Arbeit machst, dann ist diese Aufgabe schon vorgeplant in deinem Kopf. Du weißt, was du zu tun hast. Ich bin ein gutes Beispiel dafür. Früher brauchte ich zwischen 90 Minuten und zwei Stunden, um einen 750-Wörter-Artikel zu schreiben. Jetzt schreibe, redigiere und veröffentliche ich diesen Artikel in ungefähr 30 Minuten. Single-Tasking und kompletter 100%-Laser-Fokus gemeinsam mit dem unterbewussten Vorausplanen von dem, was ich vorhabe zu schreiben. Damit hat mein Bewusstsein nichts zu tun. Aber durch das niederschreiben und priorisieren der Liste und das Spielen zwischen den Aufgaben, arbeitet mein Gehirn unterbewusst und wenn ich mich dann hinsetze und schreibe, fließt es einfach. Das ist eine wissenschaftliche Beschreibung von dem, was spirituelle Menschen als Flow-State bezeichnen. Das hat ein wissenschaftliches Fundament. Es ist ein Ankersystem in Kombination mit der richtigen Ablenkung des Gehirns von der Arbeit, die ihm erlaubt, danach wieder richtig zu arbeiten. Gefolgt von der eigentlichen Arbeit, die so viel frischer, kreativer und innovativer ist, inspirierter ist, weil du davor gespielt hast. Du wirst nicht mehr drüber arbeiten müssen.

Wow! Aber das ist doch etwas, das uns von klein auf beigebracht wird: first the work, then the play. Work hard, play hard, but first the work, then the play. What you’re saying is, that this is neither sustainable nor very productive and especially not creative. And you don’t get into the flow-state. So what would you suggest? Finishing one task, then go play, then finish the next task?

Absolutely.

So after every task you finish, no matter how long it takes. Go play, do the fun stuff?

Yeah, absolutely. So I was just at the VIP-Room here at the Digital Freedom Festival and did some important work. (…) Gerade arbeite ich an einem Online-Kurs für besseres Schreiben. Und ich habe gerade 130 Artikel durchgelesen, um Feedback zu geben. Das hat ungefähr eine Stunde gedauert. Und jetzt haben wir die Möglichkeit, dieses Podcast-Interview aufzunehmen. Das ist für mich Spaß, da bin ich ganz ehrlich. Das genieße ich sehr, das ist keine Arbeit für mich. Und du machst es mir auch einfach, gute Fragen und so. Also das ist meine Pause, meine Bildschirmpause, meine fun-time. Und jetzt gehe ich zurück und erledige eine andere Aufgabe, die ich zu tun habe. Und wenn ich damit fertig bin, dann mache ich wieder eine Pause und dann habe ich noch eine Aufgabe zu erledigen. Diese sind meine 3 großen Tasks für den Tag und das ist es. Den Rest des Tages geht es um Spaß, Lachen mit Freunden, ich habe viele tolle Freunde hier in Riga, die auch hier auf dem Festival sind. Sie sind mir sehr wichtig und wir können miteinander abhängen und Spaß haben. Das ist es, was für mich das neue Paradigma des Arbeitens sein sollte. Denn, das was wir jetzt haben, ist sehr antiquiert und ist stecken geblieben in einer Zeit, wo die Menschen in Fabriken und auf den Feldern gearbeitet haben, wo du von früh bis spät arbeiten musstest. Das sind sehr alte Arten, um zu arbeiten. Wir sind im 21. Jahrhundert. Das Smartphone hat die Welt revolutioniert. Es ist wahrscheinlich die einflussreichste Erfindung seit Geld, oder möglicherweise sogar seit der Sprache an sich. Und trotzdem haben sich unsere Arbeitstage kaum verändert. Es ist Zeit für uns, das zu ändern.

Das ist natürlich einfacher für jemanden, der selbständig ist und sich aussuchen kann, wann er arbeiten möchte. Aber was ist mit all den Menschen, die angestellt sind? Die zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Arbeit sein müssen und erst zu einer gewissen Zeit wieder gehen können. Gibt es etwas, was diese Leute tun können, um zumindest einen Teil deiner Tipps umsetzen zu können?

Ja, wir müssen alle, die ganze Gesellschaft, die alte Geschichte umschreiben auf eine Art und Weise, dass die Arbeit uns nicht mehr schadet. Und berücksichtigen, dass es einfach bessere Arten zu arbeiten gibt. Unternehmen beginnen, hier hinzuhören. Sie erlauben ihren Mitarbeitern, flexible Arbeitszeiten und von anderen Orten zu arbeiten. Das wird mehr, denn sie alle haben die Studien und die Ergebnisse gelesen. Sie verstehen, dass menschen in besserer mentaler und körperlicher Verfassung auch für sie bessere Ergebnisse liefern. Also geben sie ihnen den Space, das zu tun. Wir müssen da einfach weitermachen. Nur ein systemischer Wandel wird den richtigen Wandel herbeiführen.

Microsoft zum Beispiel haben da etwas richtig gemacht: in Tokio haben sie eine 4-Tage-Arbeitswoche eingeführt und jedes einzelne Parameter ging durch die Decke. Produktivität, Genauigkeit, Arbeitsmoral und Umsatz und Gewinn. Denn die Menschen bekommen jetzt drei Tage frei anstatt zwei.

Aber müssen die Menschen dann mehr arbeiten an diesen vier Tagen?

Nein, gleiche Menge an Arbeit pro Tag. CUT 39:15 Ich habe lange im Sales gearbeitet. Das interessante ist, wenn du einem Sales-Mitarbeiter ein ganzes Land gibst, auf das er schauen soll, dann wird er schlechter performen, als wenn du dieser Person nur 3 oder 4 Postleitzahlen gibst, um die er sich kümmern soll. Warum? Weil wenn du das Gebiet 39:54 Wenn du weißt, du hast nur 3 Stunden pro Tag zur Verfügung, um mit einer Sache fertig zu werden, dann verspreche ich dir, du wirst damit fertig werden. Menschen lieben Deadlines.

Welche Rolle spielt Natur bei deinen ungewöhnlichen Arten zu arbeiten?

Ja, zwei Punkte. Natur und Ernährung. Natur ist sehr wichtig. Wir verbringen viel zu wenig Zeit in der Natur. Wir sind gewohnt an all den Beton und das Glas und den Stahl. Und das ist nicht gesund. Wie kannst du Menschen zu brainstormings einladen, wo sie kreative Ideen haben sollen, wenn es im gleichen verdammten Raum ist, wo sie schon 1000 Mal waren? Das ist nicht inspirierend. Also, warum nicht ein mobiles WIFI mitnehmen und in den Park gehen mit einem Picknick? Und ein paar Laptops und ein Whiteboard und mach dein Brainstorming draußen in der Natur? Ich verspreche dir, das werden die besten Brainstorming-Sessions sein, die du je hattest. Denn die menschen sind inspiriert und können besser denken. Es ist eine sehr viel bessere Umgebung. Ich arbeite an vielen verschiedenen Orten, ich wechsle die Orte von einem Task zum nächsten. Denn ich beende eine Aufgabe, dann tu ich etwas, das mir Freude macht und damit bin ich in einem anderen Teil der Stadt, in einem Café oder Co-Working-Space. Der Wechsel der Umgebung inspiriert mich. Manchmal habe ich auch einfach Spaß dabei, Menschen zu beobachten. Mir zu überlegen, wer sind sie, was sind ihre Geschichten?

Ja, ich liebe das auch. Das inspiriert sehr und liefert neue Ideen.

Ganz genau. Und Ernährung ist auch sehr wichtig. Normalerweise geben wir unserem Körper nicht die richtige Nahrung für unsere Gehirne und unsere Körper. Meine Regeln sind ähnliche wie bei Tim Ferris in seiner „Slow Carb Diet“, die du findest im 4-Hour-Body-Book (Link in Shownotes). 30 Gramm Eiweiß nach dem Aufstehen, Zucker reduzieren, nicht die Kohlenhydrate weglassen, die sind wichtig. Aber die richtigen Kohlehydrate. Ich esse nichts, was weiß ist, Reis, Pasta, Kartoffeln. Aber Linsen, Bohnen, gute Kohlehydrate, die auch Protein beinhalten. Eiweiß hält dich wach und wachsam, es hilft dir, dünn zu bleiben. Es ist wichtig, gute Eiweißquellen zu haben und das zu kombinieren mit guten Kohlehydraten. Das ist eine gesunde Art zu essen und gibt Körper und Geist den Treibstoff, den er braucht. Viele Menschen lassen das Frühstück aus und essen verarbeitetes Essen zu Mittag, während sie in ihre Bildschirme schauen und das Essen hinein schaufeln. So behandelt man weder seinen Körper noch seinen Geist. Es ist wie bei einem Auto. Wenn die Nadel beim Treibstoff runtergeht, dann tankst du. Warum tanken die Menschen, wenn die Energienadel runtergeht, nicht den richtigen Treibstoff nach? Das ist so wichtig. Natur und Ernährung werden dir dabei helfen, deinen Arbeitstag weiter zu optimieren. Und beides wird übrigens auch einen großen Effekt auf jeden Teil deines Lebens haben, nicht nur dein Arbeitsleben.

50:10 Gibt es eine Weisheit, die du noch teilen magst, die unmittelbar das Leben der Menschen besser macht?

Konzentriere dich auf das Jetzt. Du kommst durch Meditation dorthin. Du musst nicht lange Zeit mit verschränkten Beinen sitzen, so wie man es überall sieht. Du kannst auch durch laufen in einen Zen-State kommen oder in dem du einen Boxsack schlägst. Hier ist der Trick: In der Meditation geht es nicht darum, deinen Geist zu leeren. Wenn du ein Problem hast mit Meditation, weil du sagst, ich kann meinen Verstand nicht leer kriegen, das ist es auch nicht, worum es geht. Unsere Gehirne sind keine Computer, sondern sie sind Quantengeräte. Sie sind so viel komplexer als Computer. Wir können unsere Gehirne nicht einfach leer machen von Gedanken. Sondern so geht’s: Du konzentrierst dich auf deine Atmung, folgst der Atmung in deine Lungen und dann wieder heraus. Dadurch entsteht eine ganz kurze Zeit, von ca. 4 oder 5 Sekunden. Innerhalb dieser Zeit wird etwas passieren. Ein Geräusch, eine Berührung, ein Geruch, ein Licht, irgendetwas wird passieren. Nimm es wahr, so wie es ist und lass es wieder vorbeiziehen mit diesem Atemzug. Nächster Atemzug, du tust das selbe. Es ist die konstante Wiederholung von Wahrnehmung und Loslassen, die dich in diesen sehr achtsamen Zustand bringt und das wird deinen Verstand neu programmieren. Und es wird dir mehr Klarheit geben, deinen Stress verringern und dein Immunsystem stärken. Noch ein Tipp: Entweder lass ich das, was ich wahrnehme, wieder los, weil es mir nichts nützt. Oder ich bin dankbar dafür. Oder, ich lerne daraus. Und so verarbeite ich jeden dieser kurzen Zeitabschnitte. Und wenn du in diesen Zustand kommst, alles in deinem Leben wird so viel leichter sein und stressfreier und auf wundervolle Art optimiert.

Wow. Danke vielmals Stewart.

Danke dir

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